Igelfütterung: Wenn, dann richtig!

Igel sind dämmerungs- und nachtaktive Insektenfresser, deren Lebensweise seit Millionen Jahren auf die natürlichen Jahreszeiten abgestimmt ist. Doch diese bewährte Überlebensstrategie gerät zunehmend unter Druck.

Der Bestand des Europäischen Braunbrustigels nimmt seit Jahren ab – verursacht durch verschiedene menschengemachte Faktoren, direkt wie indirekt. Besonders schwer wiegt der wissenschaftlich belegte Rückgang der Insekten: Die vielbeachtete Krefelder Studie (Hallmann et al., PLOS ONE, 2017) dokumentierte über einen Zeitraum von 27 Jahren einen Rückgang der Fluginsekten-Biomasse um mehr als 75 % in deutschen Schutzgebieten. Für ein auf Insekten spezialisiertes Tier wie den Igel ist diese Entwicklung existenziell bedrohlich.

Heute steht der Igel auf der Roten Liste der potenziell gefährdeten Arten. Viele Menschen möchten helfen, was verständlich ist: In Siedlungsgebieten geraten Igel oft in Not, weil natürliche Nahrung fehlt und zahlreiche Gefahren lauern. Eine einfach umsetzbare Hilfestellung ist die moderate, gezielte Fütterung. Gleichzeitig wird dieses Thema kontrovers diskutiert – Fachleute und Laien sind sich über Nutzen und Risiken nicht immer einig.

Wann ist Füttern sinnvoll – und wie macht man es richtig?

Geeignetes Futter

  • Hochwertiges Katzenfutter (Nassfutter ohne Gelee/Sauce, Fleischanteil >70 %)
  • Rührei ohne Gewürze
  • Leicht angebratenes Hackfleisch
  • Insekten: Mischung aus Mehlwürmern und Soldatenfliegenlarven

Beginnen Sie bei abgemagerten Igeln mit kleinen Portionen (20–30 g), um ein Refeeding-Syndrom zu vermeiden, und steigern Sie die Menge langsam.
Stark abgemagerte oder tagaktive Igel müssen in eine Igelstation!

Die richtige Futterstelle

Ein stabiles Igel-Futterhaus schützt das Futter vor Katzen und Füchsen. Wichtig sind:

  • zwei verwinkelte Eingänge (ca. 12 × 12 cm, Gangbreite 12–14 cm)
  • tägliche Reinigung zur Vermeidung von Krankheitserregern

Passende Futterhäuser: Pik Pik – Igel Futterhaus

Wann füttern?

  • Futter immer nach Einbruch der Dämmerung anbieten
  • Futterreste morgens entfernen, um keine Ratten anzulocken

Wasser

  • Flache Schale mit frischem Wasser bereitstellen
  • Täglich reinigen – besonders wichtig in Trockenperioden

Ungeeignetes Futter – bitte vermeiden!

  • Katzenfutter mit Getreide, Sauce oder Gelee
  • Obst, Nüsse, Haferflocken oder andere pflanzliche Nahrung
  • Milch – führt zu oft tödlichem Durchfall
  • Handelsübliche Igelfuttermischungen (98 % ungeeignet, da sie Nüsse, Getreide, Früchte und Gemüse enthalten)

In diesen Situationen ist Unterstützung überlebenswichtig

Frühjahr: Nach dem Winterschlaf, wenn kaum natürliche Nahrung vorhanden ist
Spätherbst: Jungigel unter 600 g; adulte Tiere benötigen 800–1000 g
Extreme Trockenperioden
Igelmütter in der Säugezeit und Jungtiere
Nach Aufenthalt in einer Igelstation
(Auswilderung/Umsiedlung)
Zur Beurteilung des Appetits, wenn ein geschwächter Igel beobachtet werden muss (Igelstation kontaktieren)

Füttern ist nur eine Übergangslösung – langfristig zählt der Lebensraum

Nachhaltige Hilfe für den Igel bedeutet vor allem: Lebensraum schaffen und Gefahren reduzieren.

So geht’s:

  • Laub- und Reisighaufen oder Igelhäuser als Schutz- und Rückzugsorte
  • Verzicht auf Pestizide und chemische Dünger
  • Elektrische Gartengeräte nur einsetzen, wenn sicher kein Igelnest vorhanden ist
  • Naturnahe Bepflanzung mit heimischen Pflanzen
  • Durchgänge in Zäunen oder Mauern lassen, damit Igel zwischen Gärten wandern können

Ein igelfreundlicher Garten bietet Nahrung, Schutz – und echte Überlebenschancen.

Verein pro Igel

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